Welt-HPV-Tag am 4. März: Impfquote sollte weiter steigen
Humane Papillomviren (HPV) gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Viren. Eine Infektion kann zu Krebsvorstufen oder bestimmten Krebsarten im Genital- oder Mund-Rachen-Bereich führen. „Aber die rechtzeitige HPV-Impfung bietet einen effektiven Schutz“, erklärt Franziska Holz, Frauenärztin und Geschäftsführerin der Hamburger Krebsgesellschaft. Wie wichtig der ist, zeigen die aktuellen Erkrankungsraten: Rund 8000 zumeist jüngere Menschen erkranken pro Jahr noch immer an HPV-assoziierten Krebsarten.
Vor diesem Hintergrund sei nur schwer nachvollziehbar, dass immer weniger junge Menschen von der Impfung Gebrauch machen, so Holz. Denn die Impfquote ist immer noch ausbaufähig: Von den Mädchen des Geburtsjahrgangs 2007 war im Jahr 2021 nur rund die Hälfte gegen eine Infektion mit HPV-Viren geimpft, bei den männlichen Altersgenossen sogar nur ein Viertel. Dabei variiert die Quote in den Bundesländern stark, Spitzenreiter Sachsen-Anhalt bringt es auf immerhin 70,7 Prozent geimpfte Jugendliche, in Baden-Württemberg hingegen hatten nur 38,8 Prozent der Altersgenossinnen die Impfung erhalten. Und im Jahr 2022 wurden etwa 25% weniger Kinder und Jugendliche gegen HPV geimpft als im Vorjahr, das mag an der allgemeinen Impfmüdigkeit liegen. „Aber diese rückläufigen Zahlen sind alarmierend und zeigen uns, dass wir noch nicht am Ziel sind und weiterhin nach neuen kreativen Wegen suchen müssen, um über die hohe Schutzwirkung der HPV-Impfung aufzuklären,“ so Franziska Holz weiter.
Derzeit empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die HPV-Impfung für Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis 14 Jahren. Die Grundimmunisierung umfasst zwei Impfungen, falls das Zeitfenster verpasst wurde, kann sie bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden, jedoch ist dann eine dritte Dosis erforderlich. Idealerweise sollte die Gabe vor dem ersten sexuellen Kontakt erfolgen, da Kondome keinen zuverlässigen Schutz vor HPV-Infektionen bieten und die Ansteckungsgefahr während des Sexualkontakts enorm hoch ist. So haben Untersuchungen gezeigt, dass rund 40 Prozent der jungen Frauen bereits innerhalb der ersten ein bis zwei Jahre nach Beginn ihrer sexuellen Aktivität mit HPV infiziert wurden.
Was viele Eltern noch nicht wissen: Die Impf-Empfehlung der STIKO gilt seit 2018 auch für Jungen, denn die Viren können Karzinome am Penis, im Analbereich sowie im Mund- und Rachenraum verursachen.
Mit der HPV-Impfung ist eine echte Impfung gegen den Krebs Realität geworden. Nutzen Sie die Möglichkeit und lassen Sie Ihre Kinder impfen!“ appelliert auch Vorstandsmitglied Prof. Dr. Volkmar Müller, Leiter der gynäkologischen Onkologie am UKE, an die Eltern. Der Experte weiß, dass die HPV-Impfung nicht nur einer Infektion mit bestimmten HPV-Typen und damit verbundenen Krebserkrankungen vorbeugen kann, sondern auch vor den oft schwer zu behandelnden Genitalwarzen, die durch Niedrigrisikotypen des Virus übertragen werden, schützt.
„Wir müssen durch gezielte und verständliche Aufklärung die Impfquote unbedingt weiter erhöhen“, sagt Franziska Holz. „Dabei müssen Krankenkassen und niedergelassene Mediziner:innen gleichermaßen in diese Anstrengung eingebunden werden.“ Wie das konkret funktionieren kann, damit befasst sich derzeit auch eine Interventionsstudie mit dem Titel „Invest HPV“, die Ende Februar dieses Jahres auf dem Deutschen Krebskongress in Berlin vorgestellt worden ist. Im Projekt wurden Ansätze zur Steigerung der HPV-Impfquote erforscht, so etwa die Wirksamkeit von Erinnerungssystemen für das Einhalten von Impfterminen. Ausgewertet wurde außerdem ein neues kommunikatives Schulungskonzept für medizinisches Fachpersonal, um die Akzeptanz der Impfung bei den Eltern zu erhöhen.
Die Impfung gegen HPV ist jedoch nur eine Säule im Kampf gegen HPV-assoziierte Krebsarten. Wichtig für Frauen sind nach wie vor die regelmäßigen gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen, bei denen der so genannte Pap-Abstrich, der seit 1971 von den Krankenkassen als Früherkennungsleistung bezahlt wird, durchgeführt wird. Seither sind die Zahlen an Gebärmutterhalskrebs erkrankter Frauen stets rückläufig gewesen.