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Psychologische Tipps

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Die aktuelle Situation stellt uns alle vor völlig neue Herausforderungen. Von Krebs betroffene Menschen und ihre Angehörigen haben grundsätzlich vielfache Belastungen und Einschränkungen durch die Erkrankung und Behandlung. Die Veränderungen und Sorgen im Zusammenhang mit dem Coronavirus kommen dazu nun hinzu.

Um Sie darin zu unterstützen, Ihren Alltag angesichts der zusätzlichen Belastung möglichst positiv zu gestalten und einen guten Umgang mit der Situation zu erleichtern, haben wir ein paar Tipps zusammengestellt. Dabei gilt natürlich: Jeder Mensch ist anders und erlebt unterschiedliche Dinge als wohltuend oder hilfreich. Insbesondere im Rahmen einer Krebserkrankung oder der Unterstützung einer an Krebs erkrankten Person ist es wichtig, darauf zu achten, welche Dinge für jede/n Einzelne/n persönlich wirklich wohltuend und welche weniger passend sind.

Die folgenden Punkte können Anregungen sein.

KONSUMIEREN SIE NACHRICHTEN GEZIELT UND BESWUSST
Zwar können uns klare Informationen dabei helfen, das Gefühl von Kontrollverlust und Hilflosigkeit zu reduzieren, doch eine ununterbrochene  Informationsflut kann auch zu Überforderung und negativen Gefühlen wie Hilflosigkeit, Angst oder Trauer führen. Lesen, hören oder sehen Sie Nachrichten daher nur einmal am Tag von einer seriösen Quelle. Das reicht, um angemessen informiert zu sein. Für spezifische Informationen zu Krebs und Corona finden Sie Hinweise auf unserer Homepage.

BEHALTEN SIE EINE TAGESSTRUKTUR BEI
Besonders in Zeiten der Verunsicherung  kann uns eine regelmäßige und vertraute Tagesstruktur mit vorhersehbaren Ereignissen Sicherheit geben. Stehen Sie daher wie sonst auch zur gewohnten Zeit auf,  kleiden sich an und behalten Sie die üblichen Zeiten für Essen, Schlafen oder körperliche Aktivitäten bei.

NEHMEN SIE SICH ZEIT FÜR SICH
Planen Sie in Ihren Tag feste Zeiten ein, in denen Sie für sich sind, um einem Lagerkoller entgegen zu wirken – das kann ein Gang alleine durch den Park, um den Block oder einfach eine Auszeit in einem anderen Zimmer sein – und ermöglichen Sie auch den Menschen in Ihrem Wohnumfeld, sich zurückzuziehen.

ACHTEN SIE WEITER AUF KÖRPERLICHES UND SEELISCHES WOHLBEFINDEN
Soweit im Rahmen Ihrer Krebserkrankung möglich, bleiben Sie bei gesunder Ernährung. Gleiches gilt für die körperliche Aktivität: in den Grenzen Ihrer Belastbarkeit sind Übungen und Bewegung wohltuend und auch auf psychischer Ebene hilfreich. Wer sich bewegen möchte, dem sei das Online-Videoangebot „OTT@home“ empfohlen. Die Videos sind speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit einer onkologischen Erkrankung zugeschnitten: https://cio.uk-koeln.de/leben-mit-krebs/bewegung/otthome/

Wichtig ist, dass alle körperliche Aktivierung Ihrer Erkrankung angemessen ist – das kann auch mehr Ruhe bedeuten.

BESINNEN SIE SICH AUF IHRE KRAFTQUELLEN
Was tut Ihnen gut? Woraus schöpfen Sie Kraft? Vielleicht sind durch die zwangsweise Reduktion von üblichen Aufgaben oder Aktivitäten Freiräume entstanden, die Sie nutzen können – um sich mit etwas zu beschäftigen, das Sie interessiert, um kreativ zu werden oder Ihren Neigungen nachzugehen. Setzen Sie sich hierbei jedoch nicht unter Druck, es geht nicht darum, die Zeit so „perfekt“ wie möglich zu nutzen, sondern darum, sich die Freiräume „zu erlauben“.

SORGEN SIE FÜR ENTSPANNUNG
Schon einfache Übungen können dabei helfen, sich zu entspannen und die aktuelle Situation mit etwas mehr Leichtigkeit zu akzeptieren. Sehen Sie zum Beispiel die Übungen aus dem QiGong-Video von Dr. med. Hanne-Doris Lang (https://krebshamburg.de/qi-gong-uebung-fuer-zuhause/ ) an oder machen Sie eine kurze Achtsamkeitsübung (am Ende dieses Artikels*).

TAUSCHEN SIE SICH AUS
Auch wenn zur Zeit wenn kaum persönliche Gespräche von Angesicht zu Angesicht stattfinden können, gibt es viele Möglichkeiten, mit Freunden und Familie (sogar über Video) in Kontakt zu sein und sich auszutauschen. Über Ihre Sorgen, Gefühle und Ihren praktischen Umgang mit der Krise zu sprechen entlastet und das Gefühl, mit anderen verbunden zu sein, reduziert Stress. Wenn Menschen einander helfen, kommt das nicht nur der unterstützten Person zugute (wie zum Beispiel im Rahmen von Nachbarschaftshilfen), sondern auch beim Helfenden entstehen positive Gefühle dabei, etwas Sinnvollen zu tun.

ERKENNEN SIE NEGATIVE GEFÜHLE AN, STÄRKEN SIE POSITIVE GEFÜHLE
Ungewohnte Situation können ganz unterschiedliche Gefühle wie Verwirrung, Angst oder Stresserleben hervorrufen – das ist völlig normal. Versuchen Sie, sich selbst Verständnis dafür entgegen zu bringen und diese Gefühle zu akzeptieren. Nehmen Sie sich die Zeit, diese Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken. Manche Menschen tun dies auf kreative Weise, indem sie malen oder musizieren, ihre Gefühle niederschreiben oder meditieren. Sie können auch mit einer Ihnen vertrauten, hilfreichen Person sprechen.

Konzentrieren Sie sich auf das, was gut gelaufen ist und das, wofür Sie dankbar sind. Wenn sie mögen, können Sie sich darin üben, indem Sie jeden Tag damit beginnen, drei Dinge zu notieren, für die Sie dankbar sind (z.B. Kaffee, Sonne, einen Anruf) und dieses Ritual am Abend zu wiederholen. Vielleicht können Sie wahrnehmen, dass Ihre Aufmerksamkeit für die schönen und wohltuenden Dinge in Ihrem Tag wächst. Auch in Gesprächen haben Sie die Möglichkeit, diese in eine positive Richtung zu lenken, etwa indem Sie fragen: „Worüber hast du dich heute gefreut?“.

BEGRENZEN SIE GRÜBELN
Grübeln ist eine verbreitete Strategie im Umgang mit stressigen Situationen, jedoch bleibt man beim Grübeln in einem Kreislauf sorgen-geprägter Gedanken gefangen. Wenn Sie zum Grübeln neigen, überlegen Sie sich daher schon im Vorfeld, welche alternativen Tätigkeiten Sie nachgehen können. Das sollte etwas ganz anderes sein, das nichts mit den sorgenvollen Gedanken zu tun hat, sondern Ihnen gut tut. Manchen Menschen kochen oder backen, andere lesen oder schreiben, die nächsten gehen spazieren oder telefonieren. Bestimmen Sie für jeden Tag feste Grübelzeiten (10-20 Minuten), in denen Sie so viel grübeln dürfen wie Sie mögen, aber unterbrechen Sie ihr Grübeln zu allen anderen Tageszeiten und „vertrösten“ sich für weiteres Grübeln auf das nächste Grübelfenster.

HOLEN SIE SICH UNTERSTÜTZUNG
Wenn Sie sich psychisch belastet fühlen und den Eindruck haben, zusätzliche Unterstützung beim Bewältigen von Sorgen und Ängsten könnte Ihnen gut tun, melden Sie sich gerne bei uns.

Für Menschen mit Krebs und ihre Angehörige in Hamburg stehen wir Ihnen gerade auch in diesen Zeiten gerne für telefonische Beratungsgespräche zur Verfügung. Rufen Sie uns an unter 040 / 41 34 75 68 – 0  oder wenden Sie sich per Mail an  info@krebshamburg.de.

*kurze Achtsamkeitsübung:

Nehmen Sie Ihren Körper wahr, wie Sie gerade da sitzen, wo Ihr Körper Kontakt zum Boden oder Sitzfläche hat.  Beobachten Sie ihren Atem – von Anfang bis zum Ende eines Atemzugs, ganz ohne etwas verändern zu wollen. Bleiben Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit für einige Atemzüge bei Ihrem Atem und Sie werden Sie merken, dass Sie etwas mehr zur Ruhe kommen.

Monika Bohrmann
Dipl.-Psychologin, Psychoonkologin (WPO)
Leitung Beratungsdienst

Holle Karnick
M. Sc. Psychologin
Beratungsdienst